Evangelische Kirche Höchstenbach

Projektart
Außen- und Inneninstandsetzung

Leistungsumfang
LP 1–3 und 5–9 HOAI
Bauherr
Evangelische Trinitatis-Gemeinde Westerwald

Auftraggeber
Evangelische Trinitatis-Gemeinde Westerwald

Schutzstatus
denkmalgeschützt

Status
fertiggestellt

Zusammenarbeit
Ines Vetter (regionale Baubetreuung der EKHN), Dr. Hans-Hermann Reck (Historiker), Karoline Santowski (restauratorisches Gutachten), Andreas Schönwandt (Lichtplanung), Roger Lang (EKHN), PlanB GmbH

Ort

Inmitten des Westerwaldes liegt Höchstenbach, ein Dorf, das sich entlang des Talhangs in die Landschaft einfügt. Auf einer kleinen Anhöhe überragt die evangelische Kirche den Ort – ein Orientierungspunkt seit Jahrhunderten. Trotz späterer Umbauten ist ihre romanische Struktur mit Chor und halbrunder Apsis noch deutlich ablesbar. Der Bau prägt das Ortsbild seit dem 13. Jahrhundert und ist Zeugnis einer vielschichtigen Baugeschichte.

Gebäude

Die Ursprünge der Kirche reichen in die Spätromanik zurück: Chor und Apsis entstanden um 1237, das Kirchenschiff wurde 1463 erneuert und der Turm nach einem Teileinsturz 1690/91 neu errichtet. Im Inneren erhielt das Schiff 1769 eine flache barocke Decke mit umlaufender Voute, die das Raumgefüge stark veränderte und den mittelalterlichen Charakter überformte. Der ursprüngliche Dachstuhl des 15. Jahrhunderts blieb dabei erhalten.
Besonders die Apsis mit ihren Rundbogenfenstern, Blendarkaden und dem Bogenfries auf gekehlten Konsolen bewahrt bis heute die klare Formensprache der Romanik.

Eingriffe Außen

Im Zuge der aktuellen Sanierung wurde das Seitenschiff in altdeutscher Deckung mit Schiefer neu eingedeckt. Dabei zeigte sich, dass die Anschlüsse zwischen Apsisdach und Chor mangelhaft ausgebildet waren. Nach dem Abnehmen der alten Deckung wurde die Tragkonstruktion untersucht und offenbarte eine bemerkenswerte Entdeckung: Das Dachwerk der Apsis ist weitgehend bauzeitlich erhalten.

 

Da die dendrochronologische Analyse aufgrund zu geringer Jahrringzahl kein Ergebnis lieferte, wurde ergänzend eine Radiokarbonuntersuchung (C14) durchgeführt. Diese datierte das Eichenholz mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Zeit zwischen 1203 und 1261. Das Dach gehört damit zu den ältesten bekannten Apsisdächern der Region. Auch die Fassade wurde restauratorisch untersucht und malertechnisch überarbeitet. Die Farbgestaltung orientiert sich an den Befunden: Die architektonischen Gliederungen – Bögen, Pilaster und das Bogenfries – erhielten ihre in Rot und Goldocker alternierenden Absetzungen mit weißem Fugenstrich zurück. In Bereichen ohne Befund wurde die Fassade ruhig und monochrom gefasst. So entsteht ein harmonisches Gesamtbild, das die historische Substanz respektiert und die charakteristische Gliederung des romanischen Baukörpers wieder erfahrbar macht.

Eingriffe Innen

Nach der abgeschlossenen Außeninstandsetzung wird nun das Innere der Kirche umfassend erneuert. Ziel ist es, den Raum in seiner historischen Schichtung zu respektieren und zugleich funktional neu zu fassen.


Die bestehende Elektroinstallation und Sitzbankheizung werden vollständig ersetzt. Künftig ist eine teilweise flexible Bestuhlung vorgesehen, die eine vielseitigere Nutzung des Kirchenraums ermöglicht – für Gottesdienste, Konzerte und Gemeindeveranstaltungen.


Eine restauratorische Untersuchung erfasst derzeit die Raumschale, Putze, Farbfassungen und eventuelle Malereibestände, insbesondere im Chor- und Apsisbereich. Diese Befunde bilden die Grundlage für das künftige Farb- und Raumkonzept. Im Vordergrund steht, die mittelalterliche Struktur und Materialität des Raumes wieder stärker erfahrbar zu machen, ohne die gewachsene Geschichte zu nivellieren.


Auch die hölzernen Ausstattungselemente – Emporen, Kanzel und Orgel – werden auf ihre historische Farbfassung hin untersucht. Freilegungen und restauratorische Analysen dienen dazu, eine denkmalgerechte Wiederherstellung und eine harmonische Einbindung in das Gesamtkonzept zu ermöglichen.


Durch die sorgfältige Abstimmung von Licht, Farbe und Materialität soll ein Innenraum entstehen, der das historische Erbe würdigt und zugleich zeitgemäß nutzbar bleibt.